Titel:Störung
Material:Kreidemarkierungen, 2 Tore ohne Netze, 1 Tribüne
Ort:Stadpark hinter dem Rathaus, Hannover
Ausstellung:Seitenwechsel, 8.6. - 7.7.2006
Das Stadion, welches in den Wochen der WM zum Hauptschauplatz und emotionalen Austragungsort
der Fußballnation Deutschland wurde, wird durch die
Kreidemarkierung des Fußballfeldes ganz real und gleichzeitig virtuell verschoben.
Die Idee spielt mit dem Gedanken, missliche Gegebenheiten nicht als
Ausschlusskriterium zu bewerten, sondern solche Vorausset-
zungen in kreatives Potential umzuwandeln.
Jeder Anwesende könnte theoretisch zum Fußballspieler werden, Spieler ist der Passant in jedem Fall.
Also kann der Beobachter innerhalb der Kreidemarkierungen im Stadtpark, der mit seinen Wegen und
natürlichen Barrieren zu einem ganz eigenwillig den Spielverlauf bestimmenden Terrain
wird, nun ein Spiel zumeist ohne Ball beobachten, indem Bekanntes aus dem Bereich Fußball mit ganz
alltäglichen Handlungen beim Aufenthalt an einem solchen Ort verschmelzen.
Radfahrer durchqueren das Feld, andere lassen sich mit am Strafraum ausgerichteter Decke auf dem
Spielfeld nieder, wieder andere verfallen beim Passieren des mitten über den Weg platzierten Tores
in Posen, wie wir sie unzählig kennen.
Beobachten kann man das von überall, oder sich auf die Tribüne setzen, die sich selbst wie
niedergelassen in die Kuhle schmiegt.
Die Aussicht, die eine solche Sitzgelegenheit verspricht, wird nicht eingelöst.
Hauptsächlich blickt der Sitzende auf den bizarren Baum, der die Weitsicht auf das Spielgeschehen
verhindert und gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf andere Spielorte lenkt.
Die niedergetretene Fläche vor dem zweiten Tor im unteren Parkteil macht klar, hier wird auch
richtig gekickt.
Dabei macht es gar nichts, das die Eckfahnen irgendwo kaum auszumachen im Busch stehen.
Eher ist es eine neue Heraus-
forderung an die Spielernatur eine Ecke von einem Punkt aus zu
verwandeln, wo das Tor noch nichtmal in Sichtweite ist.
Und es geht wirklich.
Ein Italiener ( wer sonst wäre dazu in der Lage) demonstrierte mit seinem
Sohn die Leichtigkeit des Absurden.
Der 1. Versuch scheiterte, beim 2. Versuch kracht der Ball plötzlich durch die Bäume und wird
von dem gefaßten Sohn ins Tor geköpft.
Die Ausstellung wurde von Christiane Oppermann ( ART IG) und mir konzipiert, initiiert und
organisiert)
www.seitenwechsel-hannover.de